Seppl darf lustig sein
Das Theaterstück ist problemzentriert entwickelt, um Kindern zu helfen, in einer Familienkrise (Sucht, Gewalt, Missbrauch, Trennung, Scheidung usw.) nicht unterzugehen oder in der Entwicklung Schaden zu nehmen. Die eigenen kindlichen Bedürfnisse und Interessen werden in den Vordergrund gespielt und die Lebenslust des Kindes betont. Leben ist Bewegung und Aktivität trotz aller Schwierigkeiten und Krisen.
Ich habe das Stück während meiner beruflichen Tätigkeit im Frauenhaus für Kinder entwickelt, deren Mütter ins Frauenhaus gegangen sind, und dort einen Ausstieg aus der Gewaltbeziehung suchen.
Die Figur des Kasperls ist der beliebteste Begleiter der Kinder, dem sie vertrauen, mit dem sie sich selbstverständlich verbünden und dem sie bedingungslos helfen. Die Kinder glauben an den Kasperl und das nutze ich für sie. Es ist eine nichtpädagogische Herangehensweise, um das Leid der Kinder zu verkleinern, mehr ist nicht möglich, aber dringend nötig.
Ziel des Spiels ist:
- Schuldgefühle gegenüber dem verlassenen Vater/ Elternteil anzusprechen
- Entlastung von Verantwortung, die Kinder übernehmen
- Hilfsmöglichkeiten, symbolisch verschlüsselt, aufzuzeigen
- Energien freizusetzen, die Kinder vergangenheitsorientiert verbrauchen
- Kindliche Lebenslust zu wecken
- Lockerung des Schuld- und Trauerprozesses
- Kinder wieder aktiv zu machen für kindliche Wege
Dieses Kasperltheater kann kleine Kinder im Vorschul- und Grundschulalter erreichen. Es ist von der Realität und dem Entwicklungsstand der Kinder ausgehend, nicht sinnvoll, konfrontativ Therapie anzubieten. Die Figuren in der verschlüsselten Geschichte erlauben ihnen, hinzuhören und hinzusehen, was oft im Alltag nicht mehr erlaubt oder zu schwer zu ertragen ist. Ausgehend von dem Geschichtsverlauf kann spiegelbildlich ein innerer Prozess angestoßen werden. Das leidende Kind erfährt Empathie und nähert sich wieder sich selbst.
Fachleute, wie Erzieher/innen und Lehrer/innen sollten sich über den Hintergrund der Geschichte eigene Gedanken machen, um die nachfolgenden Fragen und Aussagen der Kinder zu verstehen, und mit der Geschichte weiter zu arbeiten.
Das ist meine Bitte und war mein Bedürfnis bei der Entwicklung dieser Geschichte.
Kasperltheater - Seppl darf lustig sein
Personen:
Die Familie Roth hat eine Krise.
Mutter Roth ist 32 Jahre alt, arbeitet halbtags und hat sich von ihrem alkoholkranken oder und... gewalttätigen Mann getrennt. Sie lebt mit ihren beiden Kindern in der Nähe von Kasperls Großmutter.
Die Tochter Gretl ist 5 Jahre alt, sehr ängstlich und klammert sich ständig an die Mutter.
Der Sohn Seppl ist 8 Jahre alt und geht in die 2. Klasse. Er geht nicht mehr gern in der Schule und hat keine Freunde. Er sitzt oft allein, schaut traurig und hat zu nichts Lust.
Vater Roth ist 40 Jahre alt und befindet sich im Krankenhaus.
Die Familie ist seit einem Jahr getrennt. Frau Roth bemüht sich, ihren Kindern ein normales Leben zu ermöglichen, aber es gelingt ihr nicht. Sie erzählt der Großmutter ihre Sorgen und die Großmutter erzählt es dem Kasperl und bittet ihn, den Kindern zu helfen.
Prinzessin und König verschlüsseln in ihrer Rolle das ersehnte Ziel aus der Familienkrise. Hexe, Zauberer, Papagei und Rabe sind die Figuren für die Probleme und den schwierigen Prozess und die Gefahren während des Ausstiegs.
Kasperl ist die Figur für die kindliche Lebenslust und Neugierde. Sie eignet sich bestens, den Kindern Mut zu machen und Risiken einzugehen, denn nur so können die Kinder aus der auswegslosen erstarrten Situation herausfinden. Der Weg führt durch den Zauberwald.
· Szene - Kulisse Großmutters Haus
Kasperl begrüßt die Kinder und erzählt, dass es ihm gut geht. Der neue Tag bringt ihm sicherlich wieder viele Überraschungen. Die Großmutter bekommt von Frau Roth Besuch und der Kasperl lauscht, was sie sagen. (problembelastete Kinder lauschen bei jeder Gelegenheit und ziehen sich danach zurück oder reagieren aggressiv - der Kasperl spricht über das, was er hört - wichtig)
Frau Roth zur Oma: Mein Seppl hat keine Lust mehr, in die Schule zu gehen. Er hat keine Freunde und ist oft traurig und allein. Die Gretl geht auch nicht gern in den Kindergarten. Sie weint immer, wenn ich weggehe, aber ich muss doch in die Arbeit und Geld verdienen. Gretl will auch nicht alleine schlafen. Sie hat Angst und träumt oft ganz schlecht.
Oma: Was ist passiert, dass deine Kinder so traurig sind. Frau Roth erzählt ihre Familiengeschichte von dem Leben vor der Trennung und dem danach. Sie weint manchmal, weil ihr die Kinder leid tun.
Großmutter fühlt sich auch in die Mutter ein und frägt nach ihrem Befinden.
Frau Roth erzählt, wie es ihr geht und dass es keine andere Möglichkeit gab, als sich von ihrem Mann zu trennen. Er braucht Zeit für sich allein, um über seine Probleme nachzudenken.
Kasperl spiegelt danach das normale aktive Kind: Das versteh ich nicht, immer traurig sein, keine Freunde haben, nichts unternehmen... das ist nichts für mich - ich habe immer den Mund offen, mache Faxen und habe viele Ideen, die ich mit meinen Freunden bespreche. Manchmal mache ich nur Unsinn, bis es der Großmutter zuviel wird. Was ist bloß mit den Kindern los, das ist ja anstrengend, so zu leben. Soll ich es einmal probieren (er versucht den Gesichtsausdruck nachzumachen)! Nein, das ist ja traurig, immer nur so schauen. Wie ist das bei euch, Kinder? Könnt ihr lange traurig schauen und den Mund halten? Wir probieren es einmal gemeinsam!
Na, das ist doch kein Kinderleben. Was kann ich tun, um die Kinder wieder fröhlich zu machen? (Unterschied heraus arbeiten: die Kinder müssen selbst fröhlich werden und können nicht fröhlich gemacht werden, denn sonst würde der Kasperl das Gleiche tun wie die Mutter, versuchen die Kinder fröhlich zu machen)
Oma ruft aus der Küche: Kasperl, Telefon, die Prinzessin ist dran.
Die Prinzessin lädt den Kasperl zur Geburtstagsfeier aufs Schloss ein!
Kasperl: Darf ich den Seppl und die Gretl auch mitbringen?
Prinzessin: Natürlich.
Gretl will die Mutter nicht verlassen und klammert sich an sie (im dysfunktionalen Familiensystem ist beobachtbar, dass jedes Elternteil ein Koalitionskind zur Verfügung hat. In dieser Geschichte ist Gretl nahe bei der Mutter - im Ausgleich dazu kann sich Seppl gedanklich mehr auf den verlassenen Vater konzentrieren. Es könnte auch umgekehrt sein)
In diesem Theater lässt sich Seppl vom Kasperl überreden, mit ihm zur Feier der Prinzessin zu gehen. Die Großmutter packt Proviant ein und bespricht mit Kasperl die Vorsichtsmaßnahmen, denn der Weg zur Prinzessin führt durch den gefährlichen Zauberwald. Hier muss man einige Verhaltensregeln befolgen, um nicht vom Zauberer gefangen zu werden.
Regeln im Zauberwald
- im Zauberwald ist alles irgendwie anders. Es gibt Blumen, die duften gut, aber wenn man sie pflückt, ist ihr Duft giftig.
- Die Vögel singen nicht und man darf ihre Ruhe nicht stören, denn sonst rufen sie durch ihren Gesang den Zauberer herbei.
- Wichtigste Regel ist: man darf sich im Zauberwald nicht niedersetzen, auch wenn die Füße schwer werden. Man darf nicht rasten und nur kurz stehen bleiben, denn sonst erscheint auf der Stelle der Zauberer und nimmt das Kind gefangen.
(Durch die letzte Regel wird die Gefahr für die Kinder verdeutlicht, nicht in dem Familienprozess stecken zu bleiben und sich nicht zu sehr auf die Schwere des Problems einzulassen, das sie niederdrückt und passiv macht. Besser: Augen zu und durch...auch wenn dies pädagogisch nicht sehr überzeugend erscheint. Der Kasperl ermutigt die Kinder trotz der Krise weiterzumachen, ein positives Ziel vor Augen zu haben und zu erreichen.)
Kasperl ist schon oft durch den Zauberwald gegangen. Er hat Erfahrung und weiß, dass es gelingen kann, wenn man die Regeln befolgt. Der Zauberer verliert auf diese Weise seine Macht.
Kasperl: Seppl, ich passe auf dich auf und lasse dich nie allein, Seppl. (diese Aussage ist sehr wichtig, denn Angst und Schuldgefühle belasten das Kind - es traut sich nicht)
So machen sich die beiden auf den Weg zur Feier der Prinzessin.
· Szene - Kulisse Zauberwald
Kasperl ist sehr zielstrebig. Er geht vorsichtig, aber schneller als Seppl und muss immer wieder auf ihn warten.
Seppl ist überrascht von der Stimmung im Wald, er staunt und ist immer wieder versucht, wie von allein stehen zu bleiben. Kasperl fordert ihn immer wieder auf, sich auf den Weg zu konzentrieren, in keine Luftlöcher zu starren und sich zu beeilen. Er schildert immer wieder die Feier. Seppls Füße werden immer schwerer und er setzt sich im Zauberwald nieder. (diese Szene schildert die Loyalität des Kindes zur Familie, aber auch die Überforderung des Kindes, das Botschaften begreifen soll, die unverständlich und oft zwiespältig sind. Die versprochene Verbesserung der Stimmung wird hier deutlich. Das Kind wird am Ende in diesem Prozess erschöpft zurück gelassen. Sensible Kinder verfallen dann in Hilflosigkeit und Passivität)
Dann ist die Stunde des Zauberers gekommen. Er erscheint und freut sich, ein trauriges erschöpftes Kind zu finden, dass er zu seinem Diener machen kann. (Der Zauberer verschlüsselt die Verfügbarkeit eines dienenden Kindes- Co- Kindes)
Der Zauberer entführt den Seppl in seine burg und sperrt ihn dort ein. (Seppl ist nun endgültig in dem Krisenprozess gefangen - Teufelskreis d.h. alle seine Gedanken kreisen um seine Aufgabe, ein Familiendrama zu vermeiden und die Erwachsenen zu unterstützen. Der Zauberer ist dafür die Figur, die nun überwunden werden muss)
· Szene - Kulisse im Schloss des Zauberers
Der Zauberer sperrt den Seppl in einen Raum, mit nur einem kleinen Fenster, ein.
Zauberer: Du wirst nun alles tun, was ich dir auftrage. Ich habe Macht über Kinder, die den Kopf voll wackelnder Gedanken haben, die nicht wissen, was gut für sie ist und was ihnen schadet! Das liebe ich, Kinder, die nicht wissen, wem sie gehören und was sie tun sollen.
Zauberer gibt nun seine klaren Regeln vor:
- du darfst den Raum nicht verlassen
- du musst jede Stunde meine Kuckucksuhr aufziehen
- anschließend musst du die Spielkugeln des Papageis neu ordnen, sonst verpfeift er dich bei mir und ich bin schneller zurück, als du fliehen kannst. Du kannst mir nicht entkommen.
Ich mache nun meinen Rundgang durch mein Zauberreich, vielleicht finde ich weitere traurige Kinder, die sich hinsetzen und auf mich warten.
Seppl bleibt traurig zurück und spricht zu sich selbst über seine auswegslose Situation. Er hat Angst und hält die Regeln des Zauberers ein. (Diese Szene interpretiert das Bemühen eines Kindes, für seine Eltern regelmäßig alles zu tun, um sie zufrieden zu stellen. Und Unglück abzuwenden. Die Zusammengehörigkeit der Familie und Loyalität des Kindes werden dadurch extrem gefestigt und es fügt sich in diese Abhängigkeit. Dasselbe Muster gilt auch für andere Familiengeheimnisse wie z.B. sexueller Missbrauch. In die Familie kann keiner hinein und keiner heraus)
· Szene - Kulisse Königsschloss
Kasperl kommt im Schloss an. Er hat den Seppl verloren und nicht mehr gefunden. Er bespricht mit der Prinzessin die Rettung und beide machen einen Hilfeplan.
(Hier zeigt sich die Besonderheit der Kasperlfigur, die alles darf und kann. Der Plan hat nichts mit herkömmlicher Pädagogik zu tun).........
Kasperl: Der Zauberer hat den traurigen Seppl bestimmt erwischt und ihn mitgenommen. Der Zauberer ist zu gefährlich für uns. Er hat große Macht und könnte uns auch erwischen, dann wären wir dort, wo der Seppl ist, gefangen in der Zaubererburg. Wir machen es anders. Ich kenne die Hexe, die ist keine Freundin des Zauberers. Sie kennt ihn genau und könnte uns helfen, den Zauberer auszutricksen. (Zwei gefährliche Prozesse werden gegenübergestellt, Hexe gegen Zauberer. Die Hexe wird sich nie dem Zauberer unterordnen und Wege finden, ihn auszutricksen. Übertagen: ein problematischer Mensch empfindet jede Konfrontation mit seinem Problem als böse Absicht des anderen und versucht sich zu wehren... Hexe gegen Zauberer)
Prinzessin: Wie gewinnen wir die Hexe, ohne uns selbst in Gefahr zu bringen?
Kasperl: Ich wage mich nicht ins Hexenreich (Kasperl spiegelt die Angst des Kindes und zeigt Verständnis) aber ich kenne den Vogel der Hexe, den Raben Abraxas, ein neugieriger, listiger Geselle, der manchmal sogar die Hexe austrickst, aus dem Hexenreich herausfliegt und auf Beutejagd geht. Abraxas kenne ich gut. Er sammelt Gold und Silber und auch Edelsteine, die er dann versteckt. Ich habe versprochen, ihn nicht zu verraten.
Prinzessin: Ich würde ja gerne eine Perle aus meiner Krone opfern, um Abraxas anzulocken. Vielleicht können wir so dem Seppl helfen? Aber, der Rabe wird die Perle für sich behalten und über uns lachen.
Kasperl: Wir müssen uns etwas einfallen lassen. Da fällt mir gleich etwas ein. Wir versprechen dem Raben die schönste Perle aus deiner Krone, wenn er einen Ring von Seppls Mutter zu ihm in die Zauberburg bringt. Der Rabe hat bestimmt noch keine Perle aus deiner Krone. Das ist seine einzige Gelegenheit und er ist sicherlich gierig nach einer königlichen Perle, dass er nicht nein sagen wird.
Prinzessin: Das ist aber eine kleine Erpressung und Verführung. Darf man das?
Kasperl: Ja, das darf man in dieser Notlage. Wir müssen den Seppl retten und du musst dafür deine Perle opfern. Der Rabe bekommt seine Belohnung, versprochen ist versprochen! Gell Kinder.
Prinzessin: Gut Kasperl, meine Perle ist mir nicht so wichtig wie die Rettung des Seppls. Ich würde auch zwei Perlen opfern. Gut, dann machen wir das!
Kasperl: Wir müssen nun den Ring von Frau Roth holen, denn diesen erkennt der Seppl sofort und weiß, dass die Rettung naht. Ich laufe schnell zurück durch den Zauberwald und nehme die Abkürzung. Dann bin ich schnell zurück, warte hier und pass auf dich auf. Abraxas ist überall und kann alles hören.
Kasperl rennt nachhause und kommt zurück: Ich habe Glück gehabt. Frau Roth hat im Garten gearbeitet und den Ring auf den Brunnenrand gelegt. Sie hat gar nicht gemerkt, dass ich ihn genommen habe.
Prinzessin: Kasperl, wir haben vergessen, dass der Rabe nicht so einfach ins Zauberreich kann. Er braucht ein Lösungswort, dann erst öffnet sich das Zauberreich.
Kasperl: Oje, das ist richtig. Das Lösungswort weiß ich nicht. Ich glaube, die Hexe weiß es schon. Sie ist die einzige, denn sie liebt es, dem Zauberer hilflose Kinder abzujagen, um sie dann selbst einzusperren in ihren Hühnerstall. Sie wird dem Raben sicherlich das Lösungswort verraten, wenn der Seppl zu ihr muss.
Prinzessin: Ja, was nützt es dem Seppl von einem Gefängnis ins andere zu kommen und wir verlieren den Ring und die Perle. Kasperl, das geht nicht. Wir müssen nachdenken.
Kasperl: Die Hexe ist zwar gefährlich, aber nicht so gefährlich wie der Zauberer. Beim Zauberer ist der Seppl ganz allein und immer eingesperrt. Die Hexe sperrt ihn auch ein, aber in einen Stall. Sie kommt oft zu ihm, redet mit ihm, füttert ihn, so dass er nicht ganz allein ist. Die Hexe ist redselig und schwätzt den ganzen Tag. Bei ihr ist es nicht so langweilig. Außerdem kenne ich die Hexe und weiß, wann sie kleine Fehler macht und ich dann zum Seppl kann, um ihn zu befreien.
Prinzessin: Das ist gut und du bist richtig mutig. Ich trau mich nicht ins Hexenreich.
Kasperl: Mir fällt ein, dass die Hexe schon uralt ist und ihre Augen sehr schlecht sind. Sie kann nicht mehr gut sehen. Sie ist farbenblind und kennt sich nur in ihrem Haus aus. Wenn sie in den Wald geht, braucht sie den Abraxas, um den Weg wieder nachhause zu finden. Eine Brille hat die Hexe nicht und Abraxas bringt ihr keine, denn er ist auch froh, dass die Hexe nicht mehr gut sieht, wenn er wegfliegt. Der Vogel ist sehr schlau, schlauer als alle Raben. Weißt du, Raben sind die schlauesten Vögel hier im Wald.
Prinzessin: Aber du bist noch schlauer, das gefällt mir. Das machen wir so.
Kasperl: Weißt du, ich habe einmal mit meinem Freund Hans die Hexe geärgert. Wir haben ein Seil vor ihr Haus gelegt bis zu dem Baum, wo wir uns versteckt haben. Die Hexe hat gedacht, dass das Seil eine lange lange Schlange ist und ist schreiende davon gelaufen. Hexen, die einen Raben haben, haben Angst vor Schlangen und umgekehrt. Hexen, die eine Schlange haben, haben Angst vor Raben. So ist es mit den Hexen.
Prinzessin: Vielleicht kannst du den Trick mit dem Seil noch einmal versuchen.
Kasperl: Ja, wenn die Hexe den Hühnerstall aufsperrt, schleiche ich hinter ihr her und wenn sie sich umdreht, drehe ich mich auch, so dass sie mich nicht sieht. Aber der Seppl kann mich sehen. Wenn die Hexe dann zurückgehen will und das Seil sieht, erschrickt sie und läuft schnell zurück in ihr Haus. Hoffentlich vergisst sie in ihrem Schreck den Hühnerstall zuzusperren. Aber versuchen können wir es.
Prinzessin: Da bin ich aber froh, dass du so mutig bist. Soll ich auch etwas machen, denn ich möchte auch helfen.
Kasperl: Vielleicht bleibst du hier hinter dieser Grenze, denn, wenn etwas nicht klappt, dann kannst du ganz schnell Hilfe holen und der Großmutter einen Boten schicken. Sicher ist sicher, denn es kann ja was dazwischen kommen. Außerdem sind die Kinder auch noch da, die können schreien, dass der Hexe das Trommelfell platzt. Ich glaube, wir schaffen das gemeinsam. Ich zieh den Seppl einfach hinter mir her, bis seine Beine selbst zum Laufen beginnen.
Zufällig fliegt nun Abraxas durch den Wald und sie locken den Vogel mit dem Glitzerring an.
Abraxas landet auf dem Baum: Krächz, krächz, was macht ihr Menschenkinder hier, habt er nicht Angst nahe beim Hexen- und Zauberreich. Hier ist alles anders als bei euch im Dorf. Ich kann euch verraten und dann werdet ihr gefangen, die Prinzessin kommt zum Zauberer und der Kasperl zur Hexe. Ha, ich bekomme dann von beiden eine Belohnung.
Kasperl: Schau mal, wir haben einen echt goldenen Ring mit einem kleinen Stein in der Mitte. Willst du den haben? Der ist sehr sehr wertvoll und die Hexe und der Zauberer haben niemals einen solchen Ring.
Abraxas: Ja, natürlich, aber was willst du dafür, denn ich bin doch nicht blöd. Wenn du mir was gibst, willst du was haben, stimmts?
Kasperl: Nicht so ganz, ich will schon was, aber dafür bekommst du noch etwas, das du sonst niemals kriegst, etwas Seltenes und etwas Kostbares und etwas, was kein anderer Rabe hat, auch kein Hexenrabe und auch kein Zaubererpapagei.
Abraxas: Ja, Kasperl, ich kenne dich, du bist zwar kein Lügner, aber du hast immer eine listige Idee. Bei dir muss ich aufpassen. Ach, wen sehe ich da, die schöne Prinzessin Adele.
Prinzessin: Bitte, lieber Abraxas. Kannst du den Ring zum Seppl bringen. Der Zauberer hat ihn erwischt und auf seiner Burg eingesperrt, den armen Seppl. Nun sitzt er wie ein Vogel im Käfig und wird von dem Papagei des Zauberers bewacht. Wenn du das schaffst, dann bekommst du von mir eine große Perle aus meiner Krone. Willst du das?
Abraxas: Natürlich schaff ich das, der alte Haderlump, hat mal wieder ein Kind erwischt, mit dem er machen kann, was er will. Wartet hier, ich beeile mich und komme wieder.
Kasperl: Das hast du gut gemacht, Prinzessin, der Rabe Abraxas ist vielleicht verliebt in dich und will deine Perle als Andenken.
Prinzessin: Ja, das kann sein, Hauptsache er bringt den Ring zum Seppl.
Der Vogel fliegt ins Hexenreich
· Szene Hexenreich- Kulisse
Die alte Hexe jammert: Wo ist nur mein Rabe, ich brauche ihn dringend, denn ich kann meinen Besen nicht finden. Meine Augen werden immer schlechter. Ich will auf meinem Besen ausfliegen und meine Hexenschwester besuchen. Sie will mir eine Neuigkeit mitteilen, so sagt sie. Es ist etwas passiert auf der Zauberburg. Das will ich wissen.
Abraxas: He, alte Hexenmeisterin, ich habe eine Frage. Wenn du mir sagst, wie das Eingangswort zur Zauberburg heißt, dann bring ich dir deinen Besen, wenn nicht, dann nicht.
Hexe: du hässlicher Vogel Was willst du dort? Dort hockt ein schönerer Vogel als du einer bist, dort hockt der schöne Papagei, der die Burg bewacht, wenn der Zauberer unterwegs ist. Der Papagei ist der lebendige Alarm für den Zauberer. Wenn der Papagei schreit, dann erscheint sofort der Zauberer auf der Burg.
Abraxas: Ich dachte, du bist mächtiger als der komische Vogel. Du weißt sicher, wie er stumm gemacht werden kann.
Hexe: Weiß ich schon, aber das weiß ich nur, wenn ich den Besen in der Hand habe.
Abraxas: Na, du willst mich doch nur austricksen, also sag den Anfang von dem Wort und ich suche den Besen.
Hexe: Das Eintrittswort ist Zauber rückwärts buchstabiert!
Abraxas: Brav, also rebuaz, klingt niedlich, jetzt habe ich den Besen gefunden, aber wie mache ich den Papagei stumm?
Hexe: Gib den Besen her.
Abraxas: Nein, erst das Wort!
Hexe: Papabrei, Gib mir den Besen.. und die Hexe fliegt davon!
Abraxas fliegt in Richtung Zauberwald.
· Szene - Zauberburg
Seppl ist gerade dabei, seinen vorgeschriebenen Pflichten nachzukommen. Er zieht die Uhr auf und ordnet die Kugeln des Papageis.
Der Rabe ist ins Zauberreich gekommen und klopft ans Fenster. Er zeigt dem Seppl den Ring seiner Mutter. Der Seppl öffnet das Fenster ohne zu zögern, und der Papagei beginnt zu schreien. Der Rabe krächzt Papabrei, Papabrei und plötzlich verstummt der Papagei. Seppl klettert aus dem Fenster und flieht zusammen mit dem Vogel aus dem Zauberreich. Als sie über die Grenze gehen, erlischt die Zauberwirkung und der Papagei schreit laut. Der Zauberer erscheint.
Zauberer: Wo ist mein Diener Seppl, warum hast du nicht gleich geschrien.
Der Zauberer bekommt einen Wutausbruch: Sicherlich hat die alte Hexe ihre Hände im Spiel. Ihre Schwester wird ihr verraten haben, dass ich den Seppl erwischt habe. Die Hexen sind einfach Tratschtanten, was eine weiß, sagt sie der anderen.
Ich schau mal, ob ich den Seppl noch erwischen kann, bevor er aus dem Zauberwald verschwindet. Wahrscheinlich hat der Seppl mehr Glück als Verstand. Menschenkinder sind sowieso meistens dumm, wie die Kinder hier. Ich vermute auch, dass der Kasperl seine Hände im Spiel hat und uns alle ausgetrickst hat. Wisst ihr mehr Kinder, dann müsst ihr mir das sagen, sonst verzaubere ich euch in Wildschweine oder in Kröten oder in wer weiß nicht was, Frösche mit Giraffenhals oder Rotarschaffen.
Zauberer verlässt schimpfend die Burg.
· Szene - Zauberwald an der Grenze zum Königsschloss
Der Rabe bringt den Seppl an die Grenze und will nun von der Prinzessin seine versprochene Perle: Lauf Seppl und schau nicht zurück, denn der Zauberwald wird wie Zauberei verschwinden. Ich warte hier und du bringst mir die Perle, die mir die Prinzessin versprochen hat, versprochen. Tricks mich ja nicht aus.
Seppl bedankt sich beim Raben: Natürlich mach ich das, was dir die Prinzessin versprochen hat, das wird sie halten und der Kasperl auch. Vielen Dank für meine Rettung. Ich werde das nie vergessen, nie.
Seppl läuft weg und der Rabe bleibt sichtbar.
Kasperl: Der Seppl kommt, Prinzessin.
Sie laufendem Freund entgegen.
Prinzessin: Hier Seppl, hast du meine Perle, die ich dem Raben versprochen habe.
Kasperl: Gib her, ich bring sie dem Abraxas, denn der Seppl ist ganz außer Atem.
Kasperl läuft an die Grenze und legt die Perle auf einen Baumstumpf: Hallo Abraxas, hol dir deine Belohnung ab, ich lege sie hierher. Die Perle ist sehr wertvoll, pass gut auf.
Abraxas: Natürlich, was glaubst du. Es hat sich gelohnt für mich. Wenn du mich wieder mal brauchst, nein, wenn mich die Prinzessin wieder braucht, ruf mich, ich helfe gern, wenn ich so königlich belohnt werde.
Kasperl: Naja, du bist eben ein Rabe und Raben lieben Glitzer, das weiß die Prinzessin.
Der Kasperl läuft zurück und alle drei besuchen den König im Schloss. Die Feier ist leider ausgefallen, denn die Rettung von Seppl war viel wichtiger als eine Feier.
Kasperl und Seppl verabschieden sich und wollen nachhause, diesmal jedoch nicht durch den Zauberwald. Sicherheitshalber lässt sie der König vom Kutscher nachhause bringen.
· Szene - Großmutters Haus
Der Kutscher fährt vor und Seppl und Kasperl steigen aus.
Frau Roth ist mit Gretl bei der Großmutter. Nun sind sie glücklich, dass die beiden, Seppl und Kasperl, wieder da sind. Seppl erzählt von dem Zauberer, dem Papagei, dem Raben und von der schönen Prinzessin Adele, die eine Perle geopfert hat, um den Seppl zu retten. Seppl hat den Ring der Mutter in seiner Hosentasche und gibt ihn ihr.
Die Mutter ist sehr froh. Sie lädt alle, auch die Prinzessin ein, zu einer Freudenfeier. Alle sollen lachen und singen und sich freuen. Selbst die Gretl lächelt, wenn sie den Seppl und den Kasperl sieht. Lachen ist wirklich ansteckend.
· Szene - Hexenhaus
Die Hexe kommt auf dem Besen zurückgeflogen und lacht und lacht: Das gönn ich dem alten Zaubermeister. Da ist ihm ein Kind entwischt und jemand hat ihn ausgetrickst. Wisst ihr Kinder, wer das war? Wer hat denn den Seppl befreit und den Papagei stumm gemacht. Was, der Kasperl, ja das hab ich mir gedacht, denn das ist gar nicht einfach, den Zauberer an der Nase herumzuführen. Ich hätte den Seppl ja auch gern gehabt als Diener, denn der Rabe ist mir zu schlau. Er entwischt mir und er tut, was er will. So ein Seppl-Diener wäre wunderbar und ich könnte ihm tagelang Geschichten erzählen. Bei mir würde es ihm sicherlich besser gehen als beim Zauberer.
Meine Hexenschwester hat gehört, wie sich der Zauberer geärgert hat, er hat dem Papagei einige Federn ausgerissen vor Zorn und nun ist der Vogel beleidigt.
Nun gut, das nächste Kind, das sich im Zauberwald niedersetzt, gehört mir. So ist die Regel, einmal dem Zauberer, das andere Mal mir. So, nun bin ich müde. Abraxas, wo bist du, wo ist mein Haustürschlüssel. Ich finde ihn nicht.
Abraxas: Na hier, du Blindhexe, eine Blindschleiche sieht besser als du.
Hexe: Sei ja nicht so frech, du schwarzer Rabe, sonst reiß ich dir auch Federn aus.
Rabe: Versuchs doch......
Abschluss Kasperl vor dem Theater, den Kindern zugewandt, und Seppl wartet auf einer Wiese, um nun zu spielen.
Tritratrallala - Kinder, das war heute eine aufregende Geschichte, aber alles ist gut ausgegangen. Der Seppl ist wieder bei seiner Familie. Sie haben den Vater im Krankenhaus besucht. Es geht ihm schon besser, aber er muss noch eine Weile dort bleiben, damit er ganz gesund wird. Er hat sich sehr gefreut über den Besuch.
Manchmal ist das Leben in einer Familie für Kinder schwierig. Kinder machen sich viele Sorgen und haben Angst, wenn ihre Familie zerbricht. Da brauchen sie viel Trost und Hilfe. Der Seppl hat nun Freunde gefunden und die Gretl auch. Sie können nun wieder lachen und haben richtig Hunger. Der Sep. wartet schon und will mit mir Fussballspielen!!!
Auf Wiedersehen und passt auf, wenn ihr durch den Zauberwald geht. Ihr wisst ja nun, was zu tun ist, um nicht gefangen zu werden.