Gedanken von Dag Hammarskjöld "Zeichen am Weg"

Begleitung durch die Ausstellung

Gedanken, Gedichte und Gebete aus dem Buch " Zeichen am Weg" das spirituelle Tagebuch des UN- Generalsekretärs Dag Hammerskjöld

Zusammengestellt 1998 von Christa Ulmer- Thurn in Verbindung zu ihren eigenen Gedanken in ihren Bildern

Wir wünschen der Besucherin/dem Besucher der Ausstellung eine besinnliche Betrachtung.

Die Gedanken von Dag Hammarskjöld in Verbindung mit seinem Amt, von dem im Augenblick wieder Zeichen ausgehen für die ganze Welt, haben mich sehr bewegt.

Die Eintragung 1961 zwei Monate vor seinem Tod

.... aber dieser Weg ist der deine, und es gilt jetzt, jetzt darfst du nicht versagen.

Weine, wenn du kannst, weine, doch klage nicht.

Dich wählte der Weg- Und du sollst danken.

Gebet Zeichen am Weg S. 89/90

Du, der über uns ist,

Du, der einer von uns ist,

Du, der ist-

Auch in uns;

Dass alle dich sehen - auch in mir,

dass ich den Weg bereite für dich,

dass ich danke für alles, was mir widerfuhr.

Dass ich dabei nicht vergesse der anderen Not.

Behalte mich in deiner Liebe,

so wie du willst, dass andere bleiben in der meinen.

Möchte sich alles in diesem meinem Wesen zu deiner Ehre wenden,

und möchte ich nie verzweifeln.

Denn ich bin unter deiner Hand,

und alle Kraft und Güte sind in dir.

Gib mir einen Sinn - dass ich dich erblicke,

einen demütigen Sinn - dass ich dich höre,

einen liebenden Sinn - dass ich dir diene,

einen gläubigen Sinn - dass ich in dir bleibe.

Seite 39

Immer ist der Fehler beim Stärkeren. Uns fehlt die Geduld des Lebens. Wir versuchen unwillkürlich, einen Menschen aus dem Wirkungskreis unserer Verantwortung auszuschalten, sobald der Ausgang des Lebensexperiments in unseren Augen missglückt erscheint. Aber das Leben vollzieht seine Versuche jenseits der Grenzen unserer Bewertung. Daher auch zeigt sich das Leben manchmal so viel schwerer als der Tod.

S. 43

Der Gesellschaftshund maskierte sich als Lamm - und versuchte, mit den Wölfen zu jagen.

S. 47

Auf welcher gesellschaftlichen Ebene auch immer die Intrigen angelegt sind und der Kampf geführt wird - unbeschadet der äußeren Bedingungen, verrät auch der "beste Kopf" untrüglich seine Naivität, wenn es um die eigene Stellung geht. Es gibt so wenige Kniffe. Wer sich mit dergleichen abgibt, ist blind und taub wie ein balzender Auerhahn und nicht am wenigsten dann, wenn er sich am scharfsinnigsten dünkt.

Um diese Gnade kann man beten: dass das Eigeninteresse - das unvermeidliche -nie eine heitere, erkennende Selbstbetrachtung lähmen möge, ohne die solche Situationen nicht zu retten sind.

Seite 50

Zwischen Erleben und Erlebt-haben: der Augenblick, da uns das Erlebnis seine letzten Geheimnisse preisgibt. Ein Augenblick, den wir erst dann entdecken, wenn wir schon hindurchgegangen sind und Sprünge, Flecken und abblätternde Vergoldung uns fragen lassen, was es wohl war, das uns einmal verlockte.

Gedicht Seite 52

Tönendes Schweigen

Durchstrahlte Nacht

Licht

Das sein Übereinstimmendes sucht

In Melodie

Stille

Die nach Erlösung strebt

Im Wort

Sein

In der Krume Dunkel

Wie selten Wuchs und Blum

Wie selten Frucht

Seite 54

Hunger ist meine Heimat im Land der Leidenschaften.

Hunger nach Gemeinschaft, Hunger nach Gerechtigkeit -

Einer Gemeinschaft, durch Gerechtigkeit gebaut,

und einer Gerechtigkeit, gewonnen durch Gemeinschaft.

Seite 55

Von sich wusste er - wusste ich, was im Menschen ist: an Kleinlichkeit, Gier, Hochmut, Neid - und Verlangen.

Verlangen-. Auch nach dem Kreuz.

Seite 55

Ist das Leben arm? Ist nicht vielmehr deine Hand zu klein, sind deine Augenlinsen nicht zu trübe? Du bist es, der wachsen muß.

Seite 56

Gott stirbt nicht an dem Tag, an dem wir nicht länger an eine persönliche Gottheit glauben, aber wir sterben an dem Tag, an dem das Leben für uns nicht länger von dem stets wiedergeschenkten Glanz des Wunders durchstrahlt wird, von Lichtquellen

jenseits aller Vernunft.

Seite 56

"Andere als Ziel und nicht als Mittel behandeln." Und mich selbst als Ziel nur in der Eigenschaft als Mittel: die Grenze zwischen Objekt und Subjekt in meinem Wesen bis zu jenem Punkt verschieben, wo das Subjekt, obgleich in mir, außer mir und über mir ist - und so mein ganzes Sein zum Werkzeug wird für das in mir, was mehr ist als ich.

Seite 60

Wenn jemand vor einer großen Entscheidung nach deiner Hand greift - ein Schimmer Gold in dem Eisengrau, ein Beweis für alles, woran du nicht zu glauben wagtest.

Seite 61

Des großen Stolzes Anmaßung: Er hebt die Krone vom Kissen und drückt sie sich selbst auf die Stirn. Des großen Stolzes Fremdsein für alles, was die menschliche Hierarchie konstituiert. Ein Märchen berichtet: von einer Krone, so schwer, dass nur der sie zu tragen vermochte, der in völliger Vergessenheit ihres Glanzes lebte.

Seite 62

Nur der verdient Macht, der sie täglich rechtfertigt.

Seite 63

Wer ins Rampenlicht gestoßen wurde, um den beginnt sich Legende zu spinnen wie um einen Toten. Aber der Tote riskiert nicht die Versuchung, die Legende zu nähren, ihr Bild als seine Wirklichkeit zu akzeptieren. Der Arme, der sich in sein Bild verliebt, wie es die allgemeine Meinung in den öffentlichen Flitterwochen malt.

Seite 64

In des Werdens schneller Freude bleiben, für des Lebens lichten Mut ein Flussbett sein, dessen eilendes kühles Wasser mit dem Sonnenflimmern-. In einer Welt von Trägheit, Angst und Unverschämtheit. Durch die Zukunft anderer existieren, ohne von ihrem Jetzt erstickt zu werden.

Seite 67

Märzsonne. Auf Schnee-Eis kristallisiert gefrorene Stille der Luft im dünnen Schatten zartgliedriger Birken. Unerwartet der Amsel zögernder Lockruf. Die wirkliche Wirklichkeit außerhalb der eigenen. Jäh: das Paradies, aus dem unser Wissen uns ausgeschlossen.

Seite 68

Über ständige Feigheit, wiederholten Trug und Tücke wird das Urteil an dem Tag gefällt, an dem ein in sich unbedeutender Ausdruck deiner Schwäche dich der äußeren Handhabe beraubt, recht zu wählen.

Seite 73

In Satans Kartenspiel liegen die Karten des Fluchs und der Zerstörung Kante an Kante mit der Karte der Vollendung. Nur die Liebe fehlt. Versteht er, dass er darum vielen Menschen zum Schicksal wurde? Für den einen wurde er zum Gottesersatz. Für den anderen stellte er eine verpflichtende Beziehung dar, die niedergekämpft werden musste.

Seite 73

Aus seinem Zusammenhang herauszutreten, führt nicht zum Leben, sondern zum Tod des Revolutionärs, wenn er nicht aus Liebe zu den scheinbar Verstoßenen zur Revolution getrieben wird und auf diesem Grund dem Zusammenhang treu bleibt.