Emma und die Erdkrötenprinzessin

Emma sitzt mit ihrer Großmutter im Garten beim Komposthaufen und hört aufmerksam zu, wie die Komposttierchen aus der Familie der Zwickerchen, Zwickizwick und Brüderchen Zwickerl, verbotene Wege gehen. Sie sind in Gefahr  von dem Raupenmonster aufgefressen zu werden. Im letzten Moment werden die beiden von dem Tausendfüßler Hurtig gerettet. 

Das Bilderbuch kann so in zwei Geschichten vorgelesen werden. 

In der ersten, ebenfalls wichtigen Geschichte wird das Innenleben eines Komposthaufens endgerecht und spannend beschrieben, in dem die Tierchen in unterschiedlichen Kompostschichten arbeiten und durch diese Arbeit der biologische Gartendünger entsteht. Der Zugang in die Erde hinein wird ermöglicht und ekelige Gefühle werden infrage gestellt und verschwinden.

Leider verliert die kleine Emma bei der Gartenarbeit ihren Ring und ist darüber sehr traurig.

Auszug aus dem Bilderbuch

Die Mutter tröstet sie, und Emma schläft vor Müdigkeit ein. Sie träumt von der Erdkrötenprinzessin Edda.

Ganz tief unten in der Erde, neben dem Komposthaufen der Großmutter, in Emmas Gartenbeet ist das unterirdische Schloss der dunkelhäutigen Prinzessin Edda. Ihre Haare sind zu filtzigen Rasterzöpfen geflochten, in die sie sich einwickeln kann. Die Prinzessin hockt auf ihren vier Beinen mit breiten Füßen, denn die Zimmer in ihrem Schloss sind niedrig. Sie kann sich nicht aufrichten. Die Prinzessin hat das Gesicht einer riesigen Erdkröte, eingewachsene Ohren, eine breite Nase und einen noch breiteren Mund. Aus dem Kopf ragen zwei große Augen. Edda ist eigentlich eine große Kröte, aber sie denkt wie ein Mensch.

Sie kann lächeln und weinen, und vor allem, kann sie sprechen. Ihre Stimme klingt tief und wird begleitet von einem leisen Wassergurgeln. Ihre Sprache ist schwer zu verstehen, aber Emma kann es.

Wenn Edda lächelt, dann schillert ihr Körper in tausend Erdfarben von umbragelb über samtbraun bis glänzend moosgrün. Ihr Mund wird breiter und breiter und das Lächeln wird unvorstellbar groß, so als ob die Erde unterirdisch mit ihr lächeln würde. Die Freude breitet sich unter der Erde in diesen Farben aus.

Wenn Edda weint, dann fallen glänzende Perlen aus ihren Augen. Diese Perlen sammeln kleine Kröten und tragen sie aus dem Schloss hinaus. Die kleinen Kröten trösten Edda und singen sie in den Schlaf mit einem leisen Lied.

Edda lebt mit diesen kleinen Kröten in ihrem Schloss. Die Prinzessin Edda ist sehr lichtempfindlich. Niemand kennt sie genau, geschweige denn, hat sie jemals jemand auf der Erde gesehen. Edda ist eine unterirdische Prinzessin in einem verborgenen Schloss.

Aber dann weckt die Mutter Emma auf. Emma denkt über Edda nach und will die nächste Nacht weiterträumen. Doch es kommt anders: vom Traum zur Wirklichkeit

Emma hat eine Idee

Am Nachmittag hat Emma eine Idee: "Ich werde Oma fragen, ob sie die Erdkrötenprinzessin kennt."

Und das tut sie auch. Oma staunt über diese Frage und schüttelt den Kopf: "Erdkrötenprinzessin? Davon habe ich noch nie etwas gehört. Ganz früher, wo noch wenige Menschen auf der Erde lebten und die Tiere noch viel größer waren als heute, da haben die Menschen an eine geheimnisvolle Erdmutter in der Erde geglaubt. Die Erdmutter war die Hüterin der Erde und hat sie vor Schaden bewahrt. Aber heute ist das nicht mehr so. Heute haben die Menschen diese unterirdische Erdmutter längst vergessen. Sie glauben nicht mehr an Mythen."

Emma denkt nach: "Vielleicht gibt es viele Töchter von dieser Erdmutter und eine davon lebt in der Erde in deinem Garten. Das könnte doch sein!"

Großmutter lächelt: "Könnte sein, Emma, aber es ist sehr unwahrscheinlich. Was willst du denn von der Erdkrötenprinzessin?" "Ich will wissen ob sie meinen Ring gefunden hat. Den habe ich gestern beim Komposthaufen verloren!" "Das kann tatsächlich sein, denn ich erinnere mich, dass du ständig mit ihm gespielt hast. Vielleicht ist er auf die Erde gefallen und tief und tiefer gerutscht. Ich werde nachsehen." "Nein Oma, das mach ich selbst."

Emma holt sich einen kleinen Kinderrechen und Schaufel und gräbt in die Erde ein tiefes Loch. Großmutter indes geht ihrer Arbeit nach und lässt das Kind spielen. Emma aber spielt nicht, sondern sie hat etwas vor. Sie hat einen ernsthaften Plan.

Emma gräbt in die Erde hinein einen langen Hohlweg. Dann holt sie aus ihrer Tasche Steinchen und Perlen, die sie von zuhause mitgebracht hat. Diese legt sie in den Hohlweg hinein. Das Loch deckt sie mit einem großen Stein zu, damit kein Tier hineinschlüpfen kann. Sie wird morgen nachschauen, ob die Steine noch da sind, oder ob etwas fehlt. Emma geht der Sache auf den Grund und erzählt niemandem von ihrem Plan, nicht einmal der Großmutter.

Am nächsten Tag schaut Emma unter dem Stein nach und ist überrascht. Es ist kein Loch und kein Hohlweg mehr zu sehen, sondern nur eine eingefallene Erddulle an dieser Stelle. Sie gräbt vorsichtig tiefer und tiefer, und sucht nach den Steinen und Perlen. Nichts mehr zu finden, doch! Am Ende findet sie ein kleines rotes Steinchen und denkt: "Die Steine waren an dieser Stelle und ich glaube, dass sie jemand geholt hat. Ich bin sicher. Wahrscheinlich waren es die kleinen Erdkröten der Erdprinzessin. Es gibt sie also doch, die Erdkrötenprinzessin."

Nun sammelt Emma in ihrem kleinen Eimer allerhand Getier, kleine Schnecken, Würmer, Krabbeltierchen und bringt sie in das Loch. "Ich möchte wissen, ob die Tiere morgen auch weg sind!" Und sie waren, wie erwartet, am nächsten Tag nicht mehr da. "Die Tiere wurden von der Erdprinzessin befreit, sicherlich!" Unter dem Stein war das Loch zugefallen, und wieder war eine kleine Dulle an der Stelle zu sehen. Emma denkt nach: "Wenn die Erdprinzessin ein Kind der Erdmutter ist, warum hat sie ihr unterirdisches Schloss im Garten meiner Großmutter? Gibt es noch andere Erdprinzessinnen in anderen Gärten?" Dieser Frage geht Emma nach und stellt sie der Großmutter: "Oma, ist dein Garten ein besonderer Garten?"

"Natürlich, jeder Garten ist ein besonderer Garten, wenn man ihn pflegt und liebt. Der Garten ist der grüne Raum der Gesundheit mit vielen Kräutern und Düften, und viel Sauerstoff in der Luft. Der Garten ist auch der Raum der Schönheit und der Erholung durch die Ruhe und den Vogelgesang.

Menschen brauchen Gärten, um immer wieder zu sich selbst zu finden. Ich liebe meinen Garten und kann mir ein Leben ohne ihn gar nicht vorstellen. Mein Garten liegt mir sehr am Herzen. Vielleicht bin ich die Erdkrötenprinzessinnen - Großmutter!", lächelt die Oma und Emma auch: "Oma, ich glaube auch, dass in deinem Garten eine unterirdische Prinzessin lebt, die dich kennt und dich gern hat, so wie ich dich. Vielleicht hat diese Prinzessin auch meinen Ring gefunden und will ihn nicht mehr hergeben. Vielleicht ist sie sogar eifersüchtig auf mich. Ob sie ihn mir wieder zurückgibt? Ich habe ihn zum Geburtstag geschenkt bekommen und mag es Papa gar nicht sagen." "Hm", meint die Oma, "ich weiß nicht, wie diese Prinzessin in meinen Garten kommt und ob sie deinen Ring hat. Mal mir doch einmal ein Bild von ihr, damit ich weiß, wie sie aussieht. Dann kann ich dir vielleicht helfen." Emma malt sofort ein Bild von der Prinzessin!     

Die Großmutter staunt: "Das soll eine Prinzessin sein, sie schaut aus wie ein Breitmaulfrosch. Sie hat keine Krone auf dem Kopf und auch kein Glitzerkleid an. Na, ich weiß nicht, ob das eine Erdprinzessin ist. Dein Ringlein passt ja auch nicht an ihre Patschhände und Plattfüße."

Emma antwortet enttäuscht: "Prinzessinnen sind nicht alle gleich schön. Sie ist eine Erdprinzessin und anders schön als eine Meerprinzessin oder eine Eisprinzessin im Fernsehen. Sie ist eine Naturprinzessin in einem Erdschloss neben deinem Komposthaufen. Sie sagt den Komposttierchen, was sie tun müssen, damit der Kompost richtig gemacht wird. So entsteht eine gute Erde für dein Gemüse. Eine solche Prinzessin braucht nicht schön sein, nicht so schön, wie die Fernsehprinzessinnen. Sie ist anders schön, sogar mehr als schön! Verstehst du, Oma!"

Die Großmutter hört mit Staunen zu und glaubt beinahe, dass Emma der Prinzessin begegnet sein könnte, so überzeugend redet das Kind. "Hast du sie denn gesehen, deine besondere Erdprinzessin?" Emma schüttelt den Kopf: "Das ist nicht nötig, ich habe bis zu ihrem Schloßeingang gegraben und dort die Steinchen hingelegt. Es ist nämlich verboten, die Grenze ins Schlossinnere zu überschreiten. Das dürfen Menschen nicht, nur die kleinen Erdkröten. Ein ganz winziges Erdkrötchen habe ich wirklich gesehen, aber das ist ganz schnell verschwunden. Ich erschrecke die Erdprinzessin doch nicht, denn sonst sucht sie sich einen anderen Garten, und baut ein anderes Schloss!"

"Aha", meint die Großmutter "ich habe mich schon gewundert. Vor diesem Loch saß gestern stundenlang meine Katze Stupsi, so als ob sie auf eine Maus warten würde. Aber keine Maus kam heraus." "Ja, Katzen können die Erdprinzessin spüren, aber nicht fangen wie eine Maus. Oma, du weißt ja gar nichts über Erdprinzessinnen."

"Ja, das stimmt, jetzt weiß ich wenigstens, wie sie aussehen. Wenn ich mir das Bild genau anschaue, dann ist sie wirklich von einer beeindruckenden Persönlichkeit. Am schönsten ist das breite Lächeln. Und eine Krone würde unter der Erde sowieso nur stören, denn ständig würden Zacken abbrechen. Und die Frisur steht ihr auch und ist sehr praktisch, denn sie hat wahrscheinlich keinen Spiegel unter der Erde!"

Emma gibt der Großmutter auf diese Fragen keine Antwort, sondern denkt bereits weiter: "Wenn wir im Herbst den Komposthaufen umstechen, dann müssen wir aufpassen, dass wir nicht in ihr Schloss stechen, versprich mir das, Oma!"

"Ja, klar, auf alle Fälle. Das wäre unverzeihlich. Da hat ja die Erdprinzessin eine kluge Beschützerin gefunden. Das finde ich gut! Ich glaube jetzt auch, dass es sehr gut und sehr wertvoll ist, eine Erdprinzessin im Garten zu haben!"Emma stellt nun die letzte Frage: "Wohnen in allen Gärten Erdprinzessinnen oder nur in deinem!" "Ja, das ist die Frage, kleine Prinzessinnenforscherin, eine ganz wichtige Frage, die ich dir aber erst morgen beantworten kann. Ich muss erst einmal nachdenken und alles gut überlegen. Du hast auch sehr viel nachgedacht und so mache ich es nun auch!" Emma nickt. Sie hätte am liebsten gleich die Antwort bekommen, aber sie versteht, dass die Großmutter Zeit braucht.

Die Großmutter ist nachdenklich geworden, vor allem deshalb, weil die kleine Emma sehr gescheite Fragen gestellt hat, solche, die die meisten Erwachsenen nicht stellen.

Die Großmutter redet mit sich selbst: "Emma hat einen wachen Verstand und viel Phantasie. Sie stellt sich die Welt wie in einem Märchen vor. Das ist schön. Märchen sind im Kern wahr und Kinder verstehen die Botschaft gut!"

Oma denkt nun über die Kröten in den Märchen nach. Es gibt viele Märchen, in denen die Kröten eine große Rolle spielen, wie im Märchen die drei Federn. Kröten sind besondere Erdfrösche, keine Laubfrösche und auch keine Wasserfrösche. Kröten sitzen in Erdlöchern und sind altertümliche Tiere wie Schildkröten. Kröten waren zur Zeit der Märchen weise Geschöpfe, die über die Natur wachten und die Zukunft vorhersagen konnten. Märchenkröten konnten Menschen in Not einen Ausweg zeigen. Emma hat ganz richtig eine Krötenprinzessin unter der Erde gemalt, obwohl das Mädchen bisher nur schöne Prinzessinnen bewundert hat. Die Großmutter vermutet, dass jedes Kind Märchen versteht und Erwachsene leider viel vergessen haben. Und nun denkt die Großmutter weiter über Emmas wichtige Frage nach, "warum ist die Krötenprinzessin in deinem Garten und gibt es in anderen Gärten auch welche?"

Die Großmutter lebt in einer Kleinstadt in einer Straße, in der es viele Gärten gibt. In manchen Gärten wuchert eine überwältigende Blütenpracht und die Großmutter wundert sie oft, wieso ihre Blumen nicht so prächtig blühen. Sie gießt ihre Blumen mit Brennesselwasser und holt ab und zu Pferdemist für ihre Rosen. Sie kauft aber niemals chemischen Dünger und andere Spritzmittel gegen Ungeziefer, denn sie will kein Gift in ihrem Garten versprühen. Ihr Gemüse und ihre Blumen sollen unter ganz natürlichen Bedingungen wachsen. Ihre Nachbarin hat zwar die größere Blütenpracht, aber ob die wirklich aus der Natur kommt, bezweifelt die Großmutter. Die Nachbarin vertreibt auch jegliches Getier aus ihrem Garten. Die Igel kriechen in Omas Garten herüber in ihr Winterquartier. Langsam aber sicher findet die Großmutter die Antwort auf Emmas Frage. "Wahrscheinlich liegt es daran, dass Erdkröten und andere unterirdische Tiere wie Maulwurfsgrillen und Mäuse sich davor fürchten, wenn Giftstoffe von dem chemischen Dünger mit dem Regen in die Erde sickern. Sie haben Angst vergiftet zu werden und fliehen. Das ist eine logische Erklärung, die jedes Kind versteht, vielleicht nicht jeder Erwachsene."

Emma ruft gleich am Morgen die Großmutter an, ob sie die Antwort schon gefunden hat und will am Nachmittag kommen. Die Großmutter führt Emma vor der Antwort zum Komposthaufen.

Emma soll die Antwort selbst finden. Oma stellt nur Fragen. "Ich habe dir schon erklärt, welche Wunderwelt in einem Komposthaufen ist und dass die Nährstoffe für meine Gartenerde dort drin sind. Jetzt schau mal in andere Gärten und finde heraus, wo ein Komposthaufen steht und wo nicht."

Emma hat es sehr gern, wenn sie Denkaufgaben bekommt. "Ich werde es herausfinden, wetten Oma!" "Ja, wir wetten um ein Monat Taschengeld!" "Super gut, so macht es noch mehr Spaß!" 

Gerade jetzt kommt das Nachbarkind dazu und möchte Ema gern begleiten. So einfach allein in fremde Gärten zu schauen und komische Fragen zu stellen, war Emma etwas peinlich. Aber Emma erzählt Susi nichts von der Krötenprinzessin. Das bleibt ihr Geheimnis mit der Großmutter.

Emma beginnt sofort die Mutter von Susi nach ihrer Gartenpflege zu befragen. Sie hatte sich einen Fragenkatalog ausgedacht und aufgemalt, denn Emma kann noch nicht schreiben und auch nicht lesen. Die Bilderfragen sind:

Hast du einen Komposthaufen und was darf dort hin?

Welche Erdnährstoffe kaufst du wo?

Welche Erdtiere sind in deinem Garten wie Würmer, Raupen, Egerlinge, Igel und andere?

Hast du auch Kröten in deinem Garten?

Die Mutter von Susi wundert sich sehr, dass ein 4jähriges Mädchen derartige Fragen stellt, aber sie antwortet trotzdem auf alle. "Also, einen kleinen Komposthaufen habe ich schon, aber meistens bringe ich die Grünabfälle in die allgemeine Grünzeugverwertung. Dann habe ich nicht so viel Dreck im Garten. Das ist einfacher, denn der Komposthaufen würde sonst überlaufen. Für die Nährstoffe kaufe ich im Supermarkt den passenden Dünger für Blumen oder Gemüse. Der wirkt immer super. Ich bin zufrieden. Warum fragst du das? Hat dich deine Oma geschickt, damit du mich aushorchst? Das tut man nicht, Kinder in die Häuser der Nachbarn schicken!"

"Nein, das habe ich mir selbst ausgedacht!" Und dann stellt Emma eine sehr komische Frage: "Hast du schon einmal in deinem Garten etwas Geheimnisvolles bemerkt?"

"Nein, bei uns ist alles ganz normal", antwortete die Mutter von Susi barsch und schüttelte den Kopf. "Bleib da Susi, Emma soll allein gehen!" Aber Susi hört nicht und läuft hinter Emma her.

Die beiden Mädchen gehen zum nächsten Haus mit der besonders großen Blütenpracht im Garten. Wo man hinsieht, überall nur Blumen. Emma denkt: "Wenn ich eine Prinzessin wäre, dann würde ich in diesem Garten wohnen!".

Frau Bundschuh hat kein Gemüse in ihrem Garten, nur Blumen und blühendes Gebüsch.

Und schon steht Frau Bundschuh in der Türe.

"Na, was wollt ihr beiden denn?" und die Befragung geht von vorne los.

"Welche Nährstoffe bekommen deine Blumen?", fragt Emma. "Natürlich nur die besten und die teuersten. Das sieht man doch. Meine Blumen blühen das ganze Jahr und alle Leute bewundern meinen Garten. Ich habe auch schon Preise bekommen!"

"Welche Tiere hast du in deinem Garten?", fragt Emma.

"Stell dir nur vor, ich hatte voriges Jahr die Wühlmäuse in meinem Garten. Diese haben meinen Garten fast zerstört, aber ich bin ihnen Herr geworden!"

"Herr geworden", wiederholt Emma, "wie geht das?"

"Na, Herr geworden heißt, ich habe sie vergiftet!"

Emma schluckt und schweigt. "Und wo sind die Bienen und Schmetterlinge, die ich immer bei meiner Großmutter sehe?"

"Ja, heuer ist kein Bienenjahr, das ist mir aufgefallen, aber das macht nichts, ich habe ja keine Obstbäume und keine Beeren. Ich brauche die Bienen nicht! So stechen sie mich dann auch nicht!"

Und nun stellt Emma die letzte Frage: "Ist dir in letzter Zeit etwas Merkwürdiges in deinem Garten auf der Erde aufgefallen?" "Das habe ich doch schon erzählt, das mit den Wühlmäusen. Wenn ich irgendwo ein Loch sehe, gieße ich sofort Vernichtungsmittel hinein."

Emma ist sprachlos und denkt: "So wird ein wunderbarer Blumengarten gemacht. Das muss ich sofort mit Oma besprechen". Emma schickt die kleine Susi nachhause und läuft zur Großmutter, die im Garten arbeitet:

"Oma, Frau Bundschuh schüttet Vernichtungsgift in jedes Erdloch. Sie hat sicherlich eine Erdprinzessin vergiftet, oder sie ist schnell unterirdisch zu dir geflüchtet."

"Ohje," seufzt die Großmutter "das habe ich mir gedacht, denn einen solchen prachtvollen Garten bekommt man nur mit viel Chemiegift. Das mögen die Insekten gar nicht und die Bienen auch nicht. Wenn sie den Honig aus diesen Blumen saugen und nachhause in den Bienenstock tragen, dann wandert dieses Blumenwachstumsmittel auch auf unser Honigbrot, sehr ungesund. Ich mag es, wenn keine Chemie in meinen Garten ist. Ich bin zufrieden mit meinen Blumen, denn die duften sicherlich anders als die von Frau Bundschuh."

Emma setzt sich und denkt nach. Sie kommt zu einem beeindruckenden Ergebnis: "Ich glaube, Oma, dass die Erdprinzessin in großer Gefahr ist, und sich in deinem Garten versteckt hat. Wissen die Erwachsenen nicht, dass sie die Erde nicht vergiften dürfen. Was können wir denn tun, damit die Menschen damit aufhören!"

"Ja, das ist schwierig, denn jeder will einen schönen Garten haben und die schönsten Blumen. Viele Menschen gehen nur nach dem Aussehen und denken nicht an die Folgen für die Erde, schade, sehr schade und sogar gefährlich. Erwachsene sollten gescheiter sein und das nicht tun!"

Emma hat eine Idee, eine wirklich gute Idee: "Ich weiß, was ich tu, Oma!", und lächelt breit, fast so breit wie die Erdprinzessin auf ihrem Bild. "Was denn?", will die Großmutter wissen. "Sag ich nicht, ich brauche Zeit!", und schon ist Emma weg, ohne Wiedersehen zu sagen. Sehr ungewöhnlich.

"Was wird sie sich jetzt wieder ausdenken, dieses Mädchen?", denkt die Großmutter und ist richtig stolz auf ihr kluges Enkelkind.

"Was glaubt ihr denn, was Emma vor hat?"

Nach zwei Tagen kommt Emma mit einer Mappe unter dem Arm zu ihrer Großmutter. "Hallo Emma, was hast du da?"

Emma hüpft von einem auf das andere Bein. Sie öffnet die Mappe und Oma staunt.

Emma hüpft von einem auf das andere Bein. Sie öffnet die Mappe und Oma staunt.

Emma hat 20 Bilder gemalt von der Erdprinzessin Edda in ihrem Erdschloss. "Diese Bilder klebe ich an jedes Gartentor. Oma, bitte hilf mir und schreibe: Ich bin Edda die Erdkrötenprinzessin, und bitte alle Erwachsenen, meine Erde in den Gärten nicht zu vergiften! Machst du das? Bitte bitte!"

Die Großmutter ist sprachlos. Sie hat nicht erwartet, dass Emma so eine wunderbare Idee hat und sich soviel Arbeit gemacht hatte. "Natürlich mache ich das! Das ist die beste Idee, die ich je gehört habe. Wir machen das.

Emmas Sekretärin Oma schreibt unter jedes Bild den gewünschten Satz. Am Ende unterschreibt Emma selbst, denn ihren Namen kann das kluge Mädchen schon lange schreiben.

Oma gibt Emma eine Schachtel Reizzwecken.

Moritz, der schon größer ist, hilft seiner Schwester bei der Plakatierung. Die beiden Kinder heften an jeden Gartenzaun das selbstgemachte Plakat mit folgenden Worten:

"Ich bin Edda die Erdkrötenprinzessin, und bitte alle Erwachsenen, meine Erde in den Gärten nicht zu vergiften."

Unterschrift Emma

Was haben die Menschen wohl gedacht, als sie diese Botschaft gelesen haben? Haben sie die Bitte der Erdkrötenprinzessin erfüllt? Haben sich manche Erwachsenen geschämt oder waren sie eher verärgert?

Was denkt ihr über Emmas Plakataktion?

Bald gehen die Haustüren auf und die Erwachsenen lesen die Botschaft!

Susis Mutter sagt zu ihrer Nachbarin: "Was soll nur aus diesem Kind werden, noch so klein und schon so vorlaut. Sie will uns vorschreiben, was wir in unseren Gärten machen. Das geht zu weit. Naja, die Großmutter ist auch rechthaberisch, und der Apfel fällt gewöhnlich nicht weit vom Stamm! Susi darf nicht mehr mit Emma spielen, denn ich befürchte Ideenansteckungsgefahr." Frau Bundschuh lacht lauthals: "Diese Kinder von heute mit ihren Ideen. Süß, einfach süß die kleine Emma. Aber mein Garten bleibt mein Garten." Die anderen Gartenbesitzer haben nun reichlich Gesprächsstoff: "Was sagen Sie dazu, Herr Hintermoser? Sie sind doch im Gemeinderat. Fragen Sie doch einmal in einer Sitzung, was wir machen sollen. Dürfen uns schon kleine Kinder Umweltvergifter nennen?" "Natürlich nicht", meint Herr Hintermoser, "das ist doch nur ein Kinderspiel und morgen spielen die Kinder wieder etwas anderes. Machen Sie sich keine Sorgen!"

Die Leute sind damit beruhigt, aber viel zu früh, denn sie haben die Großmutter vergessen. Sie liest seit Jahren die Zeitschrift "Natur und Garten". Da sie von Emmas Idee und Plakataktion derart beeindruckt ist, schreibt sie einen langen Artikel an diese Redaktion und legt Emmas Bild dazu. Bald erscheint dieser Artikel in der beliebten Gartenzeitschrift. Emma wird als Vorbild für den Umweltschutz hoch gelobt und mit einem Gartenset und einem Gutschein von 500 Euro beschenkt.

Emma wird vom Bürgermeister eingeladen. Das Mädchen ist ein wenig ängstlich und bittet die Großmutter, es zu begleiten.


Der Bürgermeister freut sich sehr über den Besuch.

Er holt einen kleinen Schemel und Emma muss sich auf diesen stellen. Dann hält der Bürgermeister eine richtige Rede und würdigt Emma im Namen der Bürger für hervorragende Dienste. Sie bekommt eine goldene Anstecknadel.

Emma strahlt vor Stolz und die Großmutter klatscht Beifall

Alle im Ort kennen plötzlich die kleine Emma und sprechen sie auf der Straße an. "Du bist doch Emma. Du hast ja Mut. Das gefällt mir!" "Emma, du bist klüger als viele Erwachsene! Wie kommst du denn auf diese Superidee?"

Die verärgerten Nachbarn halten jetzt plötzlich ihren Mund und lassen sich nicht mehr sehen.

Emma wird von der Schuldirektorin eingeladen und gebeten, die Geschichte von der Krötenerdprinzessin vorzulesen, denn die Großmutter hat sofort alles aufgeschrieben und gezeichnet.

Darüber freut sich Emma sehr und steht nun stolz neben der Großmutter vor den Schulkindern.

Eine Lehrerin fragt, ob sie denn mit Emma und ihrer Klasse ein Theaterstück aufführen dürften. "Natürlich. Meine Oma kann Ihnen das Buch geben und dann können wir die Rollen verteilen und üben!" Die Kunstlehrerin will mit den Schülern die Kulissen malen und der Musiklehrer will ein Gartenlied für die Erdkrötenprinzessin komponieren.

Und damit ist noch lange nicht Schluss.

Wie viele Menschen Emma zum Nachdenken gebracht hat, kann niemand sagen, aber einige sind es sicherlich schon. Vor allem hat Emma die Kinder überzeugt. Diese Kinder werden auch einmal groß und werden einen Garten haben. Sie werden die Erdkrötenprinzessin nicht vergiften und auch nicht die Igel und Wühlmäuse.

Emmas Plakat wird eingerahmt und hängt in jedem Klassenzimmer. Der Bürgermeister bekommt auch ein Bild und hängt es im Gemeindesaal auf. So geht Emmas Idee weiter und erinnert viele Menschen an ihre Verantwortung.

Und dann kommt der Herbst. Die Großmutter muss den Komposthaufen umstechen und Emma darf dabei sein. Die beiden ziehen die Gummistiefel an und nehmen Schaufel, Harke, Gabel und Rechen mit. Die Großmutter übernimmt die schwere Arbeit und Emma zerkleinert mit ihrem kleinen Rechen die Komposterde. Sie findet viele Tierchen, die Raupen, die Würmer, die Zwicker, die Tausendfüßler. Sie kennt alle und erzählt ihnen all das, was sie erlebt hat. Sie versucht kein Tierchen zu verletzen und arbeitet vorsichtig.

Und plötzlich glitzert da etwas. "Oma, Oma, schau, schau hier steckt mein Ring, mein Ring, mein Ring!!!"

Die Großmutter stiefelt vom Komposthaufen herunter. Tatsächlich, in einem Komposthappen steckt etwas Goldenes.

Oma holt den Ring vorsichtig heraus, putzt ihn sauber und gibt ihn der Besitzerin.

Emma ist stumm und kann es gar nicht recht glauben.

"Hier Emma, das ist wirklich dein Ringlein!"

"Oma, hat die Erdkrötenprinzessin mir meinen Ring zurückgegeben?"

"Kann schon sein. Du hast ihn dir auch wirklich verdient!", antwortet die Großmutter.

Emma ist glücklich, still und glücklich.

Emma geht, immer noch still, nachhause und legt den Ring wie einen Schatz in ihr Schatzkästchen.

Manchmal sieht das Mädchen nach, ob der Ring immer noch drin ist.

Diese wahre Geschichte hat die Großmutter aufgeschrieben von Anfang bis zum Ende.

Heute liest Emma ihren Kindern diese Geschichte von der Erdkrötenprinzessin vor.

Und sicherlich hören viele Kinder auch gern von dieser besonderen Prinzessin, die von Emma entdeckt und gerettet wurde.

Danke Emma ...vielen Dank!

Alles Liebe von deiner Großmutter und der Erdkrötenprinzessin

Diese Geschichte ist hier komplett als Bilderbuch, damit alle Kinder diese wichtige Geschichte lesen. Umweltschutz geht jeden etwas an und Umweltschutz beginnt im eigenen Garten.