Der Tod des kleinen Prinzen

Bilder und Gedanken zum 11. September 01

Vorspann

Zur Entstehung des Bilderzyklus

Ich beschäftige mich künstlerisch und auch beruflich als systemische Therapeutin schon sehr lange mit dem Thema Macht/Ohnmacht und Gewalt.

Wie ist der Mensch?

  • wie viel Macht hat der Mensch oder braucht er, um zu leben und sich zu behaupten?
  • wie wird aus Macht oder Ohnmacht Gewalt?
  • Was unterscheidet Macht von Gewalt?
  • Wie entsteht ein persönliches inneres Wissen, ein Gewissen?
  • Wie agieren und reagieren Menschen in Systemen in Hinblick auf Gewalt?
  • Wie wird Macht, Ohnmacht und Gewalt gesellschaftlich bewertet?

Aus der beruflichen Erfahrung, dem politischen Interesse, der Reflexion meines Verhaltens, der intensiven Beschäftigung mit Märchen und aus meinem künstlerischen Schaffen habe ich mir eine persönliche Meinung zu "Macht/ Ohnmacht und Gewalt" erarbeitet.

Eine vorausgehende persönliche Erfahrung war der Antrieb und der Auslöser, auf das Ereignis des 11.September 01 so unmittelbar zu reagieren.

Ich wurde 1999 beruflich druckgekündigt, weil ich die Gleichgültigkeit des Fachpersonals gegenüber sozial benachteiligten und ihnen anvertrauten Personen nicht mehr ertragen konnte und eine Veränderung offen einforderte. Ich setzte den Träger damit unter einen enormen Druck und es wurde hinter verschlossenen Türen beschlossen, dass meine Kolleginnen gemeinsam kündigen, wenn ich weiter arbeiten dürfte. So war die Rechtfertigung der Druckkündigung gegeben, da die soziale Arbeit des Vereins weitergeführt werden musste.

Da ich nun ab diesem Zeitpunkt ein " beruflicher Nestbeschmutzer" war, bekam ich in meinem unmittelbaren Lebensraum keine Arbeitsstelle mehr, so dass ich um meine Existenz fürchtete. Diesen Vorgang hielt ich vorher für unmöglich und ich war tief erschüttert.

Übertragen auf das Ereignis vom 11. September 01 war mir als ob mein persönliches W.T.C. mit den beiden Türmen "Sicherheit und Zugehörigkeit" über mir zusammenstürzte. Ich war von Arbeitslosigkeit bedroht und aus der Gesellschaft hinauskatapultiert worden.

In dieser Zeit malte ich einige Bilder des Teil I, meine persönliche Betroffenheit, meine Angst und mein Leid in meiner Ohnmacht.

Der Teil II der Ausstellung, "Der 11. September 01", schloss sich zeitlich direkt an den Teil I an. Ich bemerkte erst am Ende des 1. Bildes im Teil II "Die symbolische Inszenierung", dass ich, ausgehend von meiner eigenen Geschichte, direkt in das Ereignis des 11. September 01 eingetaucht war. Der Schritt war nicht beabsichtigt. Das 1. Bild zum Anschlag auf das W.T.C. entstand aus der Parallele, die ich durch das Malen zwischen den Ereignissen zog.

Das ist meine Art, Zusammenhänge herzustellen, um mich in dieser Welt zu begreifen und die Welt zu begreifen. Die Welt eines einzigen Menschen und die große Welt gehören in meinen Augen zusammen. Beide sind gleichbedeutend für mich. In Zusammenhang von Teil I und Teil II ist im letzten Bild des Teils II die Figur des kleinen Prinzen entstanden. Er verknüpft das kleinste Wesen mit dem großen All und bleibt immer persönlich. Er liebt nach meinem Verständnis von Liebe.

Das Buch "Der kleine Prinz" von Antoine de Exupery sollte vorher bekannt sein.